ב"ה
Die Feste des siebenten Monats
zusammengestellt von Gabriele Eggerz
Einleitung
Rosch HaSchana Jom HaKipurim Sukkot Simchat Thora
Denn Seine Augen sind auf die Wege des Menschen gerichtet, und Er sieht alle seine Schritte.
Jiob 34,21
Einleitung
Im Monat TISCHRI, dem 7. Monat des religiösen jüdischen und dem ersten des bürgerlichen Jahres, begeht Israel die Herbstfeste: ROSCH HASCHANA (Neujahresfest), JOM HAKIPPURIM (Versöhnungstag) und SUKKOT (Laubhüttenfest), das in SIMCHAT TORAH (Freude der Thora) mündet. Den Beleg für diesen Festzyklus des Ewigen, g.s.E., finden wir in Wajikra 23,23-44, wo die Einladung an den Menschen ergeht, sich mit seinem Schöpfer zu treffen.
„23 Und der Ewige redete zu Mosche und sprach: 24 Rede zu den Kindern Israel und sprich: Im siebenten Monat, am ersten des Monats, soll euch Ruhe sein, ein Gedächtnis des Posaunenhalls, eine heilige Versammlung. 25 Keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun, und ihr sollt dem Ewigen ein Feueropfer darbringen. 26 Und der Ewige redete zu Mosche und sprach: 27 Doch am zehnten dieses siebenten Monats ist der JOM HAKIPPURIM, Versöhnungstag; eine heilige Versammlung soll euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien, und sollt dem Ewigen ein Feueropfer darbringen. 28 Und keinerlei Arbeit sollt ihr tun an diesem selbigen Tage; denn es ist der JOM HAKIPPURIM, Versöhnungstag, um Sühnung für euch zu tun vor dem Ewigen, eurem G-tt. 29 Denn jede Seele, die sich nicht kasteit an diesem selbigen Tage, die soll ausgerottet werden aus ihren Völkern; 30 und jede Seele, die irgend eine Arbeit tut an diesem selbigen Tage, selbige Seele werde Ich vertilgen aus der Mitte ihres Volkes. 31 Keinerlei Arbeit sollt ihr tun: eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern in allen euren Wohnsitzen. 32 Ein Schabbat der Ruhe soll er für euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien; am neunten des Monats, am Abend, vom Abend bis zum Abend sollt ihr euren Schabbat feiern. 33 Und der Ewige redete zu Mosche und sprach: 34 Rede zu den Kindern Israel und sprich: Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Fest der Laubhütten, SUKKOT: sieben Tage dem Ewigen. 35 Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. 36 Sieben Tage sollt ihr dem Ewigen ein Feueropfer darbringen; am achten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein, und ihr sollt dem Ewigen ein Feueropfer darbringen: es ist eine Festversammlung, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. 37 Das sind die Feste des Ewigen, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen um dem Ewigen darzubringen Feueropfer, Brandopfer und Speiseopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, die Gebühr des Tages an seinem Tage: 38 außer den SCHABBATOT des Ewigen und außer euren Gaben und außer allen euren Gelübden und außer allen euren freiwilligen Gaben, die ihr dem Ewigen gebt. 39 Doch am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingesammelt habt, sollt ihr das Fest des Ewigen feiern sieben Tage; am ersten Tage soll Ruhe sein, und am achten Tage soll Ruhe sein. 40 Und ihr sollt euch am ersten Tage Frucht von schönen Bäumen nehmen, Palmzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachweiden, und sollt euch vor dem Ewigen, eurem G-tt, freuen sieben Tage. 41 Und ihr sollt dasselbe sieben Tage im Jahre als Fest dem Ewigen feiern: eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern; im siebenten Monat sollt ihr dasselbe feiern. 42 In Laubhütten sollt ihr wohnen sieben Tage; alle Eingeborenen in Israel sollen in Laubhütten wohnen; 43 auf dass eure Geschlechter wissen, dass Ich die Kinder Israel in Laubhütten habe wohnen lassen, als Ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte. Ich bin der Ewige, euer G-tt. - 44 Und Mosche sagte den Kindern Israel die Feste des Ewigen.“
Die Feste, die in kurzen Abständen aufeinander folgen, verlangen größte Konzentration und spannen einen Bogen von höchster Heiligkeit hin zu überschwänglichen Freude. ROSCH HASCHANA und JOM HAKIPPURIM, die „Hohen Feiertage“, die an Heiligkeit nicht zu überbieten sind, an denen man G-tt als König und Richter des Universums gegenüber tritt, markieren den Anfangs- und Endpunkt der zehn „Tage der Ehrfurcht“, der „Furcht erregenden“ oder „Gewaltigen Tage“. Nachdem man sich am Ende von JOM HAKIPPURIM der Vergebung G-ttes gewiss ist, kann man freudigen Herzens mit den Vorbereitungen des fröhlichsten aller Feste, SUKKOT beginnen. Die Intensität der Begegnung mit G-tt an diesen Festen, stellt eine Herausforderung dar, die ohne besondere Vorbereitung nicht zu meistern ist und so dient der letzte Monat im Jahreskreis, der 6. Monat, ELUL als Vorbereitungszeit für den geistigen Aufstieg des Menschen hin zur spirituellen Erneuerung, mit der das neue Jahr beginnt. Der Schall des SCHOFARS begleitet den Menschen mahnend durch diese Zeit und so ertönt während des Morgeng-ttesdienstes des Schabbats vor dem Neumond von ELUL zum ersten Mal das SCHOFAR in der Synagoge, das von nun an jeden Morgen geblasen wird und zum letzten Mal zum Abschluss des JOM KIPPUR ertönt, dem Gipfel des spirituellen Aufstiegs.
Der spirituelle Aufstieg umfasst folgende Schritte: Selbstreflektion, Erkenntnis und Anerkenntnis von G-ttes Königsherrschaft, Umkehr, Schuldbekenntnis, Bitte um und Empfang der g-ttlichen Vergebung und der daraus folgenden Freude und Erneuerung. So ist der Monat ELUL geprägt vom Nachsinnen des Menschen über sich selbst, über seine Worte, Gedanken und Taten, mit dem Ziel der Selbstverbesserung, um G-tt als König würdig begegnen zu können, der 1. TISCHRI, der Tag von ROSCH HASCHANA, von der Erkenntnis und Anerkenntnis, dass G-tt König und Richter des Universums ist. Die zehn Tage der Ehrfurcht, die nun begonnen haben sind von Reue und Umkehr gekennzeichnet und der 10. TISCHRI, der JOM HAKIPPURIM vom schonungslosen Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung. Dies alles zusammen bewirkt die Versöhnung des Menschen mit G-tt. Die überschwängliche Freude, die aus dieser Versöhnung fließt, findet ihren Ausdruck im nun am 15. TISCHRI beginnenden SUKKOT, das mit Frohlocken verknüpft ist und nach acht Tagen in das letzte Fest, SIMCHAT TORAH, an dem der erneuerte Mensch nun aufs Neue mit der alljährlichen Thoralesung mit Freude beginnt, mündet.
Der Monat ELUL
„Rabbi Jaakow sagt: Diese (unsere irdische Welt) gleicht einem Vorhof zur kommenden Welt. Rüste dich im Vorhof, damit du (voller Verdienste) in den Königsaal eintreten kannst.“
( PIRKE AWOT 4,21)
Alle Bemühungen des Menschen bleiben unvollkommen, wenn G-tt nicht sein Gelingen dazu schenkt. Und so geht der ELUL nicht nur als Vorbereitungszeit den Hohen Feiertagen voraus, sondern er erweist sich auch als eine besondere Zeit der Gnade. Der Midrasch erzählt, dass MOSCHE RABENU am 1. ELUL , sich der Vergebung der Sünde mit dem goldenen Kalb gewiss, erneut auf den Sinai stieg und 40 Tage später, am 10. TISCHRI, am JOM HAKIPPURIM mit den zweiten Bundestafeln zurück kam, die G-tt Seinem Volk aufs neue anvertraute. Während dieser 40 Tage kehrte das Volk um, es tat TSCHUWAH. Von daher wird klar, dass jeder ELUL die potentielle Zeit für Reue und TSCHUWAH, Umkehr zu G-tt ist, in der ein besonderes g-ttliches Wohlwollen waltet, ein besonders Maß an Gnade fließt. Der Ewige, g.s.E., möchte Seinem Volk nahe sein und ihm Seine Gebote aufs neue ins Herz schreiben. Und so erzählt man, dass im ELUL der Ewige, g.s.E., mit einem König zu vergleichen ist, der aus Liebe zu Seinem Volk Seinen Palast verlässt und durch Sein Reich wandert, um Sein Volk zu besuchen, ihm nahe zu sein, ihm zu begegnen und sich alle Unzulänglichkeiten, Sorgen und Nöte mit dem Ziel anzuhören, dass es sich Ihm wieder zuwendet und Er die zwiespältigen menschlichen Herzen heilen kann. Er widmet sich den Menschen im Zeichen der Versöhnung und der Liebe und dies lässt sie den König als ihren Freund erkennen, der ihnen mit den Worten: „Ich bin für meinen Freund und mein Freund ist für mich“ (Hohelied 6,3) entgegenkommt und dem sie voller Sehnsucht entgegen gehen. Diese Liebe wiederum bewirkt die Liebe zu den Mitmenschen. Und so geht man versöhnend auf seine Mitmenschen zu, legt Streit bei und bringt die Beziehungen wieder in Ordnung. Auch die Armen und die Bedürftigen gelangen mehr als sonst ins Blickfeld und man spendet großzügiger als sonst.
Ferner sahen die Weisen den ELUL als Zufluchtsort, in dem man sich neu auf den Willen G-ttes ausrichten kann. Dies geschieht durch Einsehen und Bereuen der eigenen Fehler und durch eine Prüfung der eigenen Gedanken, Worte, Taten und des Benehmens im Lichte des Willens G-ttes, mit der Verpflichtung sich selbst zu verbessern, zu ändern und dem Ziel spirituell zu wachsen. Dabei kommt es gerade auf die kleinen Dinge und oft leichtfertig gesagte Worte im Alltag an, denn der höchste Ausdruck der Treue und G-ttergebenheit liegt im Kleinen, im Geringen. Heißt es doch: „Wer im Geringsten treu ist, der wird auch im Großen treu sein.“ (Lukas 16,10) Wenn wir es schaffen, uns im ELUL mit den vermeintlich „kleinen“ Dingen unseres Lebens auseinanderzusetzen, dann sind wir vorbereitet der großen Herausforderung, der „Hohen Feiertage“ entgegen zu treten.
Im ELUL sehen wir G-tt als unseren Freund und uns Ihm gegenüber, wir schmecken Seine Gnade und wir hören gleichsam als Geräuschkulisse den Ton des SCHOFARS, die Stimme G-ttes, KOL SCHOFAR (SCHEMOT 19,19), die uns aufweckt und daran erinnert, dass wir ständig Kurskorrekturen in unserem Leben vornehmen müssen. Der Ton des SCHOFARS rüttelt auf und besänftigt, er ermutigt, in dem er das Gefühl bestätigt, dass G-tt alles unter Kontrolle hat, er fordert heraus, gibt Orientierung und verlangt den spirituellen Aufstieg. Er gibt dem ELUL eine Stimme, die die Stimmung des ELULS hörbar macht. Die angemessene Reaktion des Menschen auf den Schall des SCHOFARS ist TSCHUWA, Umkehr, TEFILLA, Gebet und ZEDAKA, das Üben von Wohltätigkeit.
Im ELUL nimmt das Gebet mehr Raum ein. Und so werden täglich ihrer Reihenfolge entsprechend drei Psalmen zusätzlich gebetet. Die verbliebenen 36 Psalmen betet man als Abschluss von JOM KIPPUR. Eine Ausnahme ist der 27. Psalm, der ELULPSALM, der jeden Tag gebetet wird:
Von David.
1 Der Ewige ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Ewige ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich erschrecken?
2 Als Übeltäter mir nahten, um mein Fleisch zu fressen, meine Bedränger und meine Feinde - sie strauchelten und fielen.
3 Wenn ein Heer sich wider mich lagert, nicht fürchtet sich mein Herz; wenn Krieg sich wider mich erhebt, hierauf vertraue ich:
4 Eines habe ich vom Ewigen erbeten, nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Hause des Ewigen alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit des Ewigen und nach ihm zu forschen in seinem Tempel.
5 Denn er wird mich bergen in seiner Hütte am Tage des Übels, er wird mich verbergen in dem Verborgenen seines Zeltes; auf einen Felsen wird er mich erhöhen.
6 Und nun wird mein Haupt erhöht sein über meine Feinde rings um mich her; und Opfer des Jubelschalls will ich opfern in seinem Zelte, ich will singen und Psalmen singen dem Ewigen.
7 Höre, Ewiger, mit meiner Stimme rufe ich; und sei mir gnädig und erhöre mich!
8 Von dir hat mein Herz gesagt: Du sprichst: Sucht mein Angesicht! - Dein Angesicht, Ewiger, suche ich.
9 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, weise nicht ab im Zorn deinen Knecht! Du bist meine Hilfe gewesen; lass mich nicht und verlass mich nicht, G-tt meines Heiles!
10 Denn hätten mein Vater und meine Mutter mich verlassen, so nähme doch der Ewige mich auf.
11 Lehre mich, Ewiger, deinen Weg, und leite mich auf ebenem Pfade um meiner Feinde willen!
12 Gib mich nicht preis der Gier meiner Bedränger! denn falsche Zeugen sind wider mich aufgestanden und der da Gewalttat schnaubt.
13 Wenn ich nicht glaubte die Güte des Ewigen zu schauen im Lande der Lebendigen ...!
14 Harre auf den Ewigen! sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den Ewigen!
In der letzten Woche im ELUL, in den SLICHOTH Tagen, werden die SLICHOTH Gebete bereits vor Sonnenaufgang gesprochen. Dies sind besondere Bußgebete, die die Bereitschaft zur Hingabe an G-tt ausdrücken.
Die Haltung, die wir im ELUL einnehmen sollten, finden wir im 130. Psalm. Wenn wir uns mit dem Beter eins machen und diese Worte von Herzen sprechen können, dann sind wir der Aufforderung aus PIRKE AVOT nachgekommen und können wahrhaft gerüstet die Hohen Feiertage begehen.
Ein Stufenlied.
1 Aus den Tiefen rufe ich zu Dir, Ewiger!
2 Herr, höre auf meine Stimme! Lass Deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!
3 Würdest Du (unverziehene) Schuld aufbewahren, G-tt, mein Herr, wer könnte bestehen?
4 Doch bei Dir ist Vergebung, daher hat man Ehrfurcht vor Dir.
5 Ich hoffe Ewiger, meine Seele hofft; und auf Sein Wort harre ich.
6 Meine Seele harrt auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, die Wächter auf den Morgen.
7 Harre, Israel, auf den Ewigen! Denn bei dem Ewigen ist die Güte, und viel Erlösung bei Ihm.
8 Und Er, Er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.